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Waldbaden VII

Der Mann schlenderte wieder einmal durch den dichten, schwedischen Wald, die knorrigen Wurzeln und das weiche Moos unter seinen Schuhen spürend. Ihn ließ Gedanke an die digitale Überflutung der modernen Welt nicht los. Kinder, die stundenlang vor Bildschirmen saßen, und Bücher, die zunehmend in die Welt der Pixel und Screens verbannt wurden, nicht mehr los. Ihn schmerzte die schwindende Präsenz alter, gedruckter Bücher, die er so sehr liebte. Als er durch das Dickicht schritt, öffnete sich der Wald vor ihm, und eine Lichtung bot den perfekten Ort für eine Pause. Er hielt inne, lehnte sich gegen eine mächtige Fichte und sprach zu den Bäumen um ihn herum.

„Wald,“ begann er, seine Stimme getragen von einer Mischung aus Nostalgie und Sorge, „ich vermisse die Tage, als Bücher aus Papier die Regel waren. Es gibt etwas Besonderes an der Haptik, am Geruch eines alten Buches. Es ist, als ob wir die Wärme des Papiers, den Geruch von Druckerschwärze und die Tiefe der gedruckten Worte verlieren. Ich vermisse die Zeiten, als ein Buch ein Schatz war, den man in den Händen halten konnte. Die Welt drängt darauf, alles zu digitalisieren, aber ich fürchte, wir verlieren dabei etwas Unersetzliches.“

Die Antwort des Waldes kam leise, fast wie ein Wispern der Blätter im Wind. „Die Liebe zu gedruckten Büchern ist wie die Liebe zur Natur. Beides verbindet dich mit der materiellen Welt, mit etwas, das du berühren und fühlen kannst. In jeder Faser des Papiers und in jedem Blatt hier im Wald steckt Leben und Geschichte. Die Textur eines Buches, das Rauschen der Seiten… Es ist eine Erfahrung, die die digitale Welt nicht replizieren kann.“

Der Mann nickte zustimmend. „Genau das ist es, was ich fühle. Ein digitales Buch mag praktisch sein, aber es kann das Gefühl eines echten Buches in meinen Händen nicht ersetzen. Es ist, als ob mit jedem Klick etwas von der Seele des Lesens verloren geht. als ob wir uns von der physischen Welt entfremden. Es muss einen Weg geben, die Menschen wieder mit dem Zauber echter Bücher zu verbinden.“

„Vielleicht,“ fuhr der Wald fort, „ist es an der Zeit, dass du und andere, die diese Liebe teilen, dafür eintreten, dass beide Formen nebeneinander existieren können. Die digitale Welt bietet viele Vorteile, aber sie sollte die physischen Bücher nicht verdrängen. Vielmehr können sie gemeinsam existieren und sich ergänzen.“

Der Mann dachte einen Moment nach. „Du hast recht. Ich sollte vielleicht mehr tun, um diese Liebe zu alten Büchern weiterzugeben.“ Während er so sprach, fiel sein Blick auf die natürlich geformten Nischen und das dichte Blätterdach über ihm. Eine Idee begann in seinem Kopf zu keimen. „Was hältst du von einer Waldbibliothek, lieber Freund? Ein Ort, an den die Menschen kommen können, um Bücher zu lesen, umgeben von deiner Ruhe und Schönheit.“

Der Wald schien bei dieser Idee aufzuleben, das Rascheln der Blätter klang fast wie Beifall. „Eine wunderbare Idee, mein Freund. Ein Zufluchtsort, wo das Lesen ein Abenteuer ist und jedes Buch ein Fenster in eine andere Welt öffnet. Ein Ort, wo Menschen die Magie alter Bücher erleben können, könnte ihnen helfen, die Bedeutung der analogen Welt zu verstehen. Du könntest Brücken bauen zwischen der alten und der neuen Welt.“

„Eine Brücke,“ wiederholte der Mann nachdenklich. „Ja, das ist es, was wir brauchen. Eine Verbindung zwischen dem Besten der alten Welt und den Möglichkeiten der neuen. Ich möchte, dass die Menschen die Schönheit dessen erfahren, was wir zu verlieren drohen.“

„Und denke daran, mein Freund,“ schloss der Wald, „jedes Mal, wenn jemand ein altes Buch öffnet, wird ein Stück Geschichte lebendig. Du gibst diesen Büchern neues Leben, so wie die Natur immer wieder erneuert wird.“

Ermutigt durch die Zustimmung des Waldes, malte er sich die Waldbibliothek aus: Regale, geschickt in die natürlichen Vertiefungen der Bäume eingepasst, mit Bänken aus gefallenen Baumstämmen davor. Kinder, die auf dem weichen Moos sitzen oder in Hängematten liegen, vertieft in Geschichten über ferne Länder und Zeiten. „Wir könnten regelmäßige Lesungen organisieren, Schreibwerkstätten im Freien und sogar Tage der Stille, an denen jeder eingeladen ist, in Stille zu lesen und die Natur zu genießen“, fügte der Mann hinzu, seine Augen leuchtend vor Freude.

„Das wäre eine wunderbare Idee,“ ermutigte der Wald. „Jedes Buch könnte ein Blatt sein, jeder Leser ein Vogel, der in den Ästen des alten Wissens nistet“.

Als er den Wald an diesem Tag verließ, fühlte sich der Mann belebt und erfüllt von einer tiefen Freude. Die Waldbibliothek würde nicht nur eine Oase des Lesens sein, sondern auch ein Heiligtum für diejenigen, die sich nach echter Verbindung mit der Welt – sowohl der geschriebenen als auch der natürlichen – sehnten. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, würde dieser wundervolle, alte Wald ein stiller Hafen sein – ein Ort, wo alte Bücher und die Geschichten, die sie enthalten, geehrt und bewahrt werden.


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