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Neue Einflüsse

Wir waren heut‘ bei Kat. Sie ist die Schwester eines befreundeten Funkers, die samt Familie ihre Zelte schon vor drei Jahren abgebrochen hat und ins schöne Värmland gezogen ist. Alles hier aufgegeben, alles abgewickelt und trotzdem noch ständig pendelnd, da ihr Großer hier noch seine Ausbildung abschließen möchte und sie außerdem noch ein paar Ländereien ihres einst prosperierenden Familienunternehmens veräußern muss. Auch sie haben mit dieser Republik abgeschlossen. Aus ähnlichen Gründen wie wir.

Als ich Kat das erste Mal besuchte, war mir im Vorfeld ein bisschen mulmig zumute. Was, wenn sie mir ‚zig Gründe präsentiert, den Schritt zu unterlassen? Ich meine, klar ist es im Urlaub immer einfach zu sagen, „hier könnte ich bleiben und leben“. Man ist entspannt, nimmt begierig fremde Eindrücke auf, lässt die eigene Seele an der unberührten Natur satt essen und hat den Alltag nicht im Gepäck. Viele spontan getroffene Auswanderungsentscheidungen scheitern früher oder später an übertriebenen Erwartungen oder der Hoffnung, einfach sein altes Leben an einen anderen Ort zu verfrachten. Urlaubseindrücke und Realität unterscheiden sich zuweilen doch enorm.

Aber ganz im Gegenteil war Kat vom ersten Augenblick total offen, freundlich, informativ und beruhigend. Sie hat eine abgeklärte, in sich ruhende Art an sich, die schnell ihre Wirkung auf andere verteilt. Und so wirkliche Gründe, den Schritt nicht zu wagen, habe ich in ihren zahlreichen Ausführungen auch nicht gefunden. Allerdings war ich der Meinung, dass auch Tina ein wenig von dieser Ruhe nötig hatte. Also waren wir heute Abend noch einmal auf dem verbleibenden Länderrest der ehemaligen Pferdefarm in Bruchmühle. Wir saßen mit Kat, ihrem Sohn und ihrem Ziehsohn und Klaus – einem weiteren sehr lieb gewonnenen Funkerfreund – auf der Terrasse, genossen die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und den goldenen Sonnenuntergang und redeten über Gott und die Welt. Wir redeten über unsere Geschichten, unsere Ängste, Sorgen und Hoffnungen.

Natürlich kam das Gespräch auch immer wieder auf das Thema Schweden zurück. Kat schwärmt von der bedingunglosen Kinderliebe in Schweden, von den liebevollen, hilfsbereiten Nachbarn, herrlich durchgeknallten beschwipsten schwedischen Omis zu Midsommar und die Last, die jedes Mal beim Betreten des schwedischen Bodens von ihren Schultern fällt.

Sie bietet uns an, doch mal nach Värmland zu kommen und von dort auf Entdeckungsreise zu gehen, ihr Zweithaus stünde immer für uns offen. Dieses Angebot nehmen wir natürlich freudestrahlend an und buchen noch an diesem Abend die Fähre für einen 5 Tagetrip im Oktober. In ihrer Nähe sind einige Höfe, die uns sehr interessieren. Warum nicht endlich mal den schwedischen Herbst kennenlernen, die Gegend erkunden und mit den Kids einen kurzen Trip nach Norwegen unternehmen? Das zarte Pflänzchen muss schließlich gehegt und gepflegt werden.

Nein, dieser Besuch heute Abend hat uns in keinster Weise umgestimmt, eher bestärkt.

Danke Kat!

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