Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Reslust

Fernweh

Der Herbst hält Einzug. Ich bin beschwingt, ist es doch meine liebste Jahreszeit. Gestern Morgen im Auto, alle Fenster geöffnet, wie immer, habe ich das erste mal gefröstelt. Aber ich wurde entschädigt. Der herrliche Geruch nach Heu, feuchter Erde und verbranntem Holz. Die Felder hinter dem Ortsausgang in dichte, wabernde Nebel gehüllt.

Jetzt kommt die Zeit, wo ich meinen Mantel raushole, abends im Dunkeln mit meiner Frau durch den Ort und über die naheliegenden Felder wandere und der Nebel alle nebensächlichen Geräusche verschluckt. Der Lärm der Zivilisation wird gedämpft. Man hat das Gefühl, die Umgebung durch einen Wattebausch zu hören und ist wieder näher am Selbst. Der Nieselregen hinterlässt ein Gefühl von 1000 kleinen Nadelstichen auf der Haut. All das gibt mir das Gefühl, dort zu sein, wo ich hingehöre. In die Natur, fernab der Großstädte, der Natur und ihrem Wetter ausgeliefert zu sein.

Mit wachsender Tagesstunde erwacht auch das ehemalige Kleinstädtchen wieder zu voller dB-Leistung. Motoren, Sirenen, Maschinen, Laubbläser, Rasenmäher, Hämmer auf zu verlegenden Pflastersteinen – ein Potpourri aus dissonanten Kakofonien. Selbst meine lärmfilternden Kopfhörer scheitern zu Spitzenzeiten der Übermacht nervender Töne. Und wieder ist das Verlangen da. Dieses tiefe, fast schmerzhafte Gefühl, hier weg zu wollen. Diese Sehnsucht nach tiefem Wald, Wasser, Natur und Stille. Dieses Verlangen nagt zwar meist unterbewusst an mir, aber die letzten Tage ist es wieder sehr stark.

Ich zähle die Tage. In zwölf mal vierundzwanzig Stunden steht unser Auto auf der Fähre nach Trelleborg und wir besuchen Kathleen in Värmland. Fünf Tage Herbst am See nahe des Waldes, fünf Tage fernab des Wahnsinns und der Hysterie. Ich weiß jetzt schon, wie schwer uns der Abschied fallen lässt, jedoch macht es das Bewusstsein, dass die Zeiträume zwischen den Schwedenbesuchen jetzt immer kürzer werden, doch leichter, auch diesen Trennungsschmerz zu akzeptieren. Es dauert nicht mehr lang‘.

2 Kommentare

  1. kathleen schmeiss Autor des Beitrages | Oktober 2, 2021

    Välkommen I sverige! Ich wünsche Euch eine wunderschöne Zeit in dem verträumten Schweden. Ich freue mich Euch hier begrüßen zu dürfen.

    • Ken Wolfgangsson Autor des Beitrages | Oktober 20, 2021

      Hej Kat,
      es war wundervoll, kraftspendend und wetterlich phänomenal! Wir danken für Eure liebevolle Gastfreundschaft und sehen uns ja sicherlich bald wieder. Dort oder hier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

eins × eins =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.