Manchmal sehe ich diese Memes, die sagen: „Ich vermisse meine Sicht auf die Welt, bevor ich zu viel über sie wusste.“ Und ich denke: Ja, willkommen im Club derer, die zu früh aus der Matrix gepurzelt sind.
Früher, da war alles besser. Die Welt roch nach Kindheit, Erdbeereis und einer vagen Hoffnung, dass die da oben es schon richten würden. Bis jemand kam und uns eine verdammte Pille anbot. Rot, versteht sich. Und was haben wir Trottel gemacht? Geschluckt.
Heute wachen wir auf in einer Realität, die weniger mit dem Versprechen einer besseren Welt zu tun hat und mehr mit der erbarmungslosen Offenbarung, dass das Steak nie existierte. Erinnerst du dich an Cypher? Da war dieses saftige, perfekt gebratene Steak. Du erinnerst dich – der Moment, in dem Cypher hineinbeißt, die Augen schließt und flüstert: „Unwissenheit ist ein Segen.“ Aber das Steak existierte nie. Es war nur Code. Eine Lüge mit delikatem Fettanteil und Rotweinsauce. Und Cypher wollte zurück. In die Matrix, an den Tisch der Ahnungslosen, mit vollem Glas und saftigem Rind auf dem Teller. Er wusste, es war Illusion – und wollte sie trotzdem zurück. Ich verurteile ihn nicht. Ich beneide ihn. Ich weiß: Es gibt kein Steak. Und doch ertappe ich mich manchmal bei der Sehnsucht danach, in die Illusion zurückzuwollen.
Denn wer zu viel weiß, kann nicht mehr schlafen. Nicht richtig. Larken Rose hätte Cypher verstanden. Wer sein Buch „Die gefährlichste aller Religionen“ gelesen hat, weiß: Die Matrix ist kein Science-Fiction-Flick. Sie ist der Alltag. Nur dass Morpheus nicht mit Sonnenbrille und coolen Sprüchen um die Ecke kommt, sondern mit einer Taschenlampe aus kalter Logik und einer Frage: Warum zum Teufel gehorchst du?
„Ich vermisse die Zeit, bevor ich zu viel wusste.“ Ein harmloser Satz, der in seiner Tragweite ganze Systeme erschüttert. Denn dieses „zu viel“ ist nicht etwa esoterisches Wissen über Energiefelder oder Astrologie. Es ist die Erkenntnis, dass das, was uns als Ordnung verkauft wurde, in Wahrheit ein perfides Netz aus Gehorsam, Täuschung und – ja, verdammt – religiösem Aberglauben ist. An „Autorität“. An „Staat“. An das kollektive Hirngespinst namens „Regierung“. Man hat gesehen, dass die „Autorität“ – dieser liebevoll gepflegte Glaube an den Staat, die Polizei, die Obrigkeit – nichts anderes ist als ein geschickt getarnter Algorithmus, der die Menschen brav am Fließband halten soll. Jetzt gibt es nur noch das rohe, blutige Stück Realität.
Und nein, es gibt kein Zurück. Nicht ohne Gedächtnislöschung oder ein besonders effektives Alkoholproblem. Denn wer einmal erkannt hat, dass die Regeln nur dazu da sind, dich in der Illusion von Sicherheit zu halten, der kann nicht mehr brav den Löffel zum Mund führen, ohne sich zu fragen, ob nicht auch dieser Bissen nur ein weiteres Placebo in einer Welt voller Lügen ist.
Willkommen, liebe Aufgewachte. Ihr habt eure Eintrittskarte zur Wahrheit gelöst – und sie ist nicht rückerstattbar. Kein hübsches Steak mehr. Keine warmen Lügen vom Teleprompter. Nur noch der Blick hinter die Kulissen, wo die Kulissenschieber lachen, während du glaubst, deine Stimme bei der Wahl hätte etwas geändert.
Macht nichts. Die Wahrheit tut weh, ja. Aber sie macht dich auch immun. Gegen blödsinnige Parolen. Gegen Panikmache. Und gegen den größten Zaubertrick der Moderne: die Vorstellung, dass Gehorsam ein Tugend sei.
Also kaue weiter auf dem zähen Brocken Wahrheit. Er ist schwer verdaulich, aber wenigstens echt. Und wenn dich die Sehnsucht packt nach dem alten Geschmack, erinnere dich: Das Steak war nur ein Traum. Und Träume kannst du nicht essen. Also: Wenn du das nächste Mal jemandem von der roten Pille erzählst – sei ehrlich. Sag ihm, dass das Steak verdammt lecker war. Und dass du es manchmal vermisst. Aber dass du nie wieder zurückwillst. Denn lieber bitter wach als süß sediert.
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