Ich ging mit Master Phil spazieren. Er hob etwas vom Boden auf und wollte es sich in den Mund stecken.
Ja, manchmal tut er so etwas noch. Er tut so einige Dinge, von denen wir dachten, wir hätten sie ihm schon lange abgewöhnt. Aber seitdem Phoebe da ist und noch einige Freiheiten hat, die er nicht mehr eingeräumt bekommt („Du bist nun mal der Große…“), will manches nicht mehr so recht funktionieren und man fühlt sich, als würde er geistige Schritte zurück machen. Bei Phoebe hingegen ist es genau anders herum. Sie macht viele Dinge wesentlich früher als Phil es tat. Kein Wunder, wenn sie doch positive wie negative Verhaltensweisen von Phillip tagtäglich vorgemacht bekommt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich das Alter bei Geschwisterkindern anders berechnet:
age_diff = (age_older_kid – age_younger_kid);
age_older_kid = age_older_kid – age_diff;
age_younger_kid = age_younger_kid + age_diff
Also, ich nahm Phillip das Objekt der oralen Begierde weg, schmiss es an den Straßenrand und bat ihn (zum vierhundertsiebenundzwanzigtausenneunhuntertfünfundachtzigsten Mal), nichts vom Boden in den Mund zu nehmen. „Warum?“ kam die prompte Frage vom Tyrannen meines Vertrauens. Papa, inzwischen genervt: „Weil es auf dem Boden gelegen hat, weil der Boden schmutzig ist, weil wir nicht wissen, was genau es ist, wo es herkommt und vermutlich ist es voller Bakterien“.
In Phillips Kopf rattert es. Dann betrachtete er mich mit Bewunderung und fragte: „Papa, wieso weißt du das eigentlich alles? Du bist aber echt klug.“ Ich überlegte kurz und erwiderte: „Alle Papas wissen solche Dinge. Das ist Teil vom Papa-Test. Entweder du weißt die Antworten oder sie lassen dich nicht Papi sein.“ Schweigend gingen wir 2 oder 3 Minuten weiter. Ein enorm langer Zeitraum, wenn man bedenkt, dass Phillip von dem Moment wo er wach wird, bis zu dem Moment wo er in Bett geht, jegliche Stille mit Worten füllen muss (da kommt er wohl nach seiner Mama…). Scheinbar musste er gewonnene Informationen sortieren und neu aufbereiten, aber die Schlussfolgerung folgte auf dem Fuße. „Oh,… Ich verstehe!“, strahlte er, „Wenn du den Test nicht bestanden hättest, wärst du eine Mama geworden?“ – „Genau“ antwortete ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht und meine Brust schwillt mal wieder voller Stolz: Er kommt halt doch nach mir. 🙂
Hiermit grüße ich alle Väter, deren Anteil an der Kindererziehung unterschätzt wird!
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