Vor langer, langer Zeit gab ein wunderschönes Königreich namens Ybea. Freilich, es war klein und überschaubar, aber nichts desto trotz war es ein schönes Königreich. Die Menschen lebten in Frieden und Eintracht dort. Der König Peter Chlamydia liebte seine Untertanen und wusste sie stets zu unterstützen und zu motivieren um sie dazu zu bewegen, das Beste aus sich rauszuholen, damit ein jeder zum Allgemeinwohl beitrage. Die Steuern waren niedrig, der Anreiz neue, aufregende Dinge zu wagen groß, denn es gab verheißungsvolle Zukunftsvisionen, die ganze Welt in Einklang zu bringen. Jeder sollte unter der Fahne Ybea’s glücklich und zufrieden sein.
Diese Idee erfasste auch andere Länder des Planeten und alsbald gab es in zahlreichen Hauptstädten anderer großer Länder Botschaften von Ybea. Jedes Land, dass die Idee Chlamydias verwendete, zahlte Abgaben an das Königreich, damit dies die Möglichkeiten hatte, diese Länder bei ihrem Ansinnen zu unterstützen, ein Teil Ybea’s zu sein. So wuchs der Einfluss des Königreiches und mit ihm seine Anhängerschaft. Und stets fand König Chlamydia die Zeit, sich unter seine Untertanen zu mischen, sie aufzumuntern, ihnen bei ihren Problemen zu helfen und sie glücklich zu machen. Stets hielt er seine Maxime hoch: „Jeder hat etwas beizutragen zum Wohle unseres Königreiches. Dies wird uns zu neuem Glanz führen, solange wir mit Integrität, Ehrlichkeit und Vetrauen handeln, denn ein jeder ist in seinem Innersten ein guter Mensch, der seine Mitmenschen so behandeln sollte, wie er selbst behandelt werden möchte.“ Diese Maxime wurde alsbald der Leitspruch des Königreiches und machte alle Untertanen glücklich, da ein Jeder für das Wohl aller kämpfte.
Doch der König wurde unglücklich. Je größer Ybea wurde, umso mehr Probleme seiner Untertanen hatte König Chlamydia zu bewältigen. Somit hatte er immer weniger Zeit für seine wunderschöne Frau und seine heißgeliebten Kinder. Er saß oft abends am See und schüttete seinem besten Freund und Kampfgefährten sein Herz aus. Dessen Rat war einfach und einleuchtend. „König Chlamydia, schare deine besten Männer um Dich und lasse uns zusammen diese Herausforderung bewältigen. Schließlich sind wir alle Nutznießer deines goldenen Königreiches!“.
Gesagt – getan. Der König versammelte seine besten Männer und ließ sie in seinem Namen Urteile verkünden, Steuern erheben und senken und zwischen Streitparteien schlichten. Das Konzept ging auf. König Chlamydia hatte wieder Zeit. Er ging mit seinen Kindern reiten, verwöhnte seine Frau und genoss die Früchte seiner Arbeit. Seine Gefährten übernahmen die Geschicke des Königreiches Ybea und führten es in des Königs Sinne fort. So wurde Ybea noch erfolgreicher und noch mehr Länder wollten in diesen Bund. Alsbald wurden jedoch auch die treuen Kameraden des Königs unglücklich da mit jedem neuen Land neue Probleme auf sie zukamen. Also beschlossen sie, dem Beispiel des Königs zu folgen und ihrerseits Berater einzuberufen um die Last zu verteilen.
Leider erwies sich ihre Auswahl als nicht so wohl überlegt, wie die des Königs. Es schlichen sich mehr und mehr Neider in das immer noch wachsende Beraterteam, die weder an die Idee Ybea’s glaubten, noch an dessen Erfolg. Dass Einzige, was diese wollten, war höchst möglich von Vetternwirtschaft und Steuern zu profitieren, so lange es möglich war. Sie kümmerten sich nicht mehr um die Probleme der Untertanen und ignorierten verzweifelte Anfragen nach Hilfe aus den Botschaften der anderen Länder.
Die Untertanen jedoch wurden langsam krank. Verzweifelt glaubten sie weiterhin an die Maxime ihres Königs, der inzwischen auf einer gemütlichen Ranch das Leben als mehrfacher Großvater genoss, in dem Glauben, dass die Geschicke von Ybea immer noch seine treuen Vasallen lenkten. Dann kam die Zeit, als die ersten Untertanen resignierten. Sie schafften keine Innovation mehr, da die raffgierigen Berater keinen Wert darauf legten. Sie misstrauten einander, da inzwischen jeder für sich selbst kämpfte und keiner mehr Interesse am Allgemeinwohl zeigte. Sie wurden unproduktiv und seelisch krank. Und was taten die Berater? Sie hörten keine Warnungen, verwalteten nur noch die Probleme und machten andere zum Sündenbock, sodass auch die angeschlossenen Länder gegenseitig auf einender losgingen anstatt die Probleme zu bewältigen, die die Staatengemeinschaft in eine tiefe Rezension führte.
Schnell war den Beratern klar, warum die Schatzkammer immer klammer wurde. Die arbeitenden Untertanen waren demotiviert, arbeiteten schlecht und waren zu oft krank. So konnte es beileibe nicht weitergehen! Wie sollten sie eine dem Tode geweihte Kuh weiter melken? Die Berater riefen Initiativen ins Leben, um diesen Zustand zu ändern. Nicht verbessern sondern ändern! Sie zeigten theoretisch, wie die Untertanen wieder effektiver arbeiten können und wie sie weniger krank werden. Und wer trotz allem keine Motivation finde, könne ja gern aus Ybea’s Gemeinschaft austreten.
Es interessierte sie nicht, dass der Goldvorrat nur aufgrund der vielen Fehlentscheidungen schrumpfte. Es interessierte sie nicht, dass sie Geld für Spielereien und persönliche Hobbies ausgaben, die kontraproduktiv zur Grundidee Ybea’s waren. Es interessierte sie nicht, dass es viele schlaue Untertanen gab, die ihnen hätten kreative Wege aufzeigen können, den Staatenbund aus seiner Krise zu führen. Man musste ja nur die Steuern erhöhen um die Schatzkammer wieder aufzufüllen. Bittschreiben und Schlichtungsanfragen wurden einfach verbrannt. Wenn man sie nicht sah, gab es sie auch nicht – so ihre Schlussfolgerung.
Nach und nach begannen einzelne Länder, aus dem Staatenbund auszutreten und ihre Zahlungen einzustellen. Viele Untertanen wanderten aus und suchten in anderen Ländern ihr Glück, da es in Ybea offensichtlich nicht mehr zu finden war. Und die Berater? Sie lebten weiter in Saus und Braus, schanzten sich gegenseitig Gefallen und Aufträge zu, starteten Initiative über Initiative zur Verbesserung der Produktivität, verstießen Untertanen aus ihrem Land, weil diese ihre Meinung offen kund taten und belogen und betrogen das Volk und verkauften es für dumm, um über ihr Missmanagement und ihre Vetternwirtschaft hinwegzutäuschen. Hatte einer der Berater keinen Bock mehr, ging er einfach in die Schatzkammer, füllte sich noch einmal prall die Taschen und verschwand in ein anderes Land, beheftet mit den unehrlich erworbenen Orden und geschmückt mit fremden Federn, um das nächste Land in den Ruin zu treiben.
Und die einfachen Untertanen? Nun sie starben nach und nach. Wurden gebrechlich, alt und schwach, bis ihnen irgendwann der letzte Funke Leben ausgesaugt wurde. Tja, auch in Märchen gibt es nicht immer ein Happyend. Oder etwa doch? Vielleicht gibt es ja auch das alternative Ende, in dem die Untertanen sich zusammenscharen und ihre Meinung vertreten, wo sie den Beratern endlich auf die Finger schauen und sie dazu bringen, endlich wieder für das Wohl Ybea’s zu kämpfen. Vielleicht schaffen sie es ja, dass jeder gemäß seiner Leistung bezahlt wird und nicht danach, wie gut man sich verkaufen kann oder wie gut man einem Vorgesetzten Honig um den Mund schmiert. Aber ich denke nicht. Denn Märchen sind nun mal Märchen. – Schade.
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