Gestern, nach einem ohnehin schon beschissenen Tag triggerte mich die Arroganz eines Posts auf X enorm, in dem sich ein Sternchen darüber beschwerte, dass der Opa vor ihr an der Kasse zwei Minuten länger brauchte, um mit Karte zu bezahlen. Ein weinerliches Pamphlet, dass die Ü60 Generation es schlicht unterlassen hätte, sich mit neuen technischen Errungenschaften zu befassen.
Es knirscht. Nicht draußen im Schnee, sondern in den Köpfen einer Generation, die meint, sie sei der Nabel der digitalen Welt. Aufgewachsen zwischen WLAN-Strahlung und Helikopter-Eltern, mit einem Selbstbild so fragil wie ein Zuckerwürfel im Nordmeer. Sie glauben, die Erde sei ihr Barista, der jeden Morgen Mandelmilchschaum serviert – fair gehandelt, versteht sich. Und wehe, es regnet Kritik: dann schmilzt die Schneeflocke schneller als ein iPhone-Akku bei minus zwanzig Grad.
Und dann diese Unverschämtheit: Auf ihrem iPhone 16 Pro Max tippen sie mit perfekt manikürtem Zeigefinger den Satz: „Die Alten sind zu dumm für moderne Technik.“
Ah ja. Die Alten. Die Generationen, die den Grundstein für alles gelegt haben, was diese selbsternannten Digital-Götter jetzt für selbstverständlich halten. Die Menschen, die Kabel durch Meere zogen, als ihr noch mit dem Löffel gefüttert wurdet. Die Baumeister der Welt – Ingenieure, die Brücken wie gespannte Bögen über Fjorde legten, Handwerker, die Häuser bauten, in deren Wohnzimmer ihr jetzt „Netflix and Chill“ betreibt und TikTok-Tänze filmt, Dichter und Denker, die ganze Nationen in Worte und Ideen gossen.
Aber klar: Sie sind „zu dumm“. Zu langsam beim Tippen. Zu wenig „on fleek“. Sollten wir ihnen direkt das Wahlrecht entziehen?
Das WLAN, das ihr so achtlos nutzt, wurde von denen geschaffen, die ihr verspottet. Dieselben „Boomer“, die den ersten Code in Maschinen hämmerten, die Internetprotokolle entwickelten, Touchscreens erdachten und Glasfaserkabel über Ozeane spannten. Ohne diese Generation würdet ihr heute noch mit Blechdosen telefonieren.
Sie kämpften mit kalten Händen, Reißfedern und Lochkarten, bauten Stromnetze und Städte, Satelliten und Universitäten – Kathedralen des Wissens in einer Zeit ohne Google. Sie schufen all das, während ihr euch jetzt empört, weil der Ladebalken nicht schnell genug läuft.
Und was macht ihr? Ihr ladet Apps runter, bestellt Avocado-Toast und haltet euch für die Avantgarde. Ihr wisst nicht einmal, wie man einen Router neustartet, geschweige denn, dass die „Cloud“ keine Wolke, sondern eine Halle voller brummender Server ist – gebaut von denen, die ihr für „zu dumm“ und zurückgeblieben haltet.
Die Schneeflocke sagt: „Opa rafft das nicht mit der Kartenzahlung.“
Ich sage: „Schneeflöckchen, dein Opa hat das verdammte Onlinebanking erfunden.“
Ihr glaubt, weil ihr mit einem Wisch alles wegdrücken könnt, seid ihr den Denkern und Machern überlegen. Doch wenn das iOS-Update das Layout ändert, bricht bei euch der Sturm aus. Ihr könnt Memes posten, aber keinen Bluetooth-Lautsprecher koppeln, ohne einen YouTube-Guide zu starten.
Ihr fordert „Inklusion“ und „Respekt“, doch euer Respekt endet dort, wo die Hand eines Mechanikers Schwielen trägt.
Ihr kämpft für „Awareness“ und „Mindfulness“, was schön wäre – wenn ihr nicht gleichzeitig wie der Fjordwind jeden Menschen wegpustet, der euch nicht sofort nachplappert. Ihr postet „How-to-explain-to-your-grandma“-Reels, aber braucht selbst Tutorials, um euren Kalender zu synchronisieren.
Wenn ihr eine App nicht versteht? Schuld ist die App.
Wenn Opa nicht versteht? Schuld ist Opa.
Das ist nicht Fortschritt, das ist blanke Selbstgefälligkeit.
Vielleicht liegt darin die Tragik der Schneeflocke: Sie will alles richtig machen, die Welt retten, niemandem wehtun – und merkt nicht, dass sie selbst der Wind ist, der alles gefrieren lässt.
Weißt du, wer Geduld hatte? Die Alten, als sie im eisigen Wind Nägel in Holz trieben, Brücken über tosende Ströme entwarfen und Kabel verlegten, um Kontinente zu verbinden. Sie hämmerten Ideen in Stahl und Beton, die noch stehen werden, wenn eure Powerbanks längst leer sind.
Weißt du, wer keine Geduld hat? Du, Schneeflöckchen, wenn der Akku auf 20 % sinkt und dein USB-C-Kabel weg ist.
Ihr tretet in die Hallen der Baumeister ein, mit dem Gefühl, alles besser zu wissen. Dabei seid ihr Gäste in einem Haus, das ihr nicht gebaut habt, und beleidigt ausgerechnet jene, die euch eingeladen haben.
Stattdessen glotzt ihr auf euren leuchtenden Propheten der immer „intelligenter“ wird und überlasst ihm bereitwillig die Entscheidung aller Lebenswege und glaubt daran, dass hundertdrölfzig Geschlechter mattern und eine CO2 freie Welt eine paradiesische wäre.
Hört gut zu, Schneeflocken: Es sind nicht eure Likes, die die Welt tragen. Es sind die tragenden Säulen aus Schweiß, Mut und Verzicht, die vor euch errichtet wurden. Ihr steht auf den Schultern von Riesen – und statt dankbar den Horizont zu sehen, bespuckt ihr den Nacken, der euch hält.
Ihr glaubt, eure Generation sei ein Sturm – dabei seid ihr nur das Knirschen, wenn die Sonne den Schnee zum Schmelzen bringt.
Also erhebt euch. Werdet härter, klarer, größer. Lernt die Geschichte der Schiffe kennen, auf denen ihr segelt, und der Kabel, auf denen ihr surft. Vielleicht, nur vielleicht, werdet ihr dann nicht länger wie Tau zerfließen, sondern wie Eisberge sein: still, gewaltig, unerschütterlich – ein Bollwerk gegen die Flammen der eigenen Eitelkeit.
Und wenn nicht? Dann werdet ihr weggeblasen wie Staub im Nordwind. Denn die Welt gehört nicht denen, die am lautesten jaulen, sondern denen, die den Sturm ertragen und ihn zähmen.
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