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I don’t need a camera

Wir waren vor drei Wochen mit unserer Tochter und ihrer besten Freundin in Stockholm zum Ed Sheeran Konzert. Es war beeindruckend. Heute schickt uns das Töchterchen das Video zur neuveröffentlichten Single „Camera“, wo Sequenzen des Konzerts einfließen. Der Text, die Bilder, die erzeugte Stimmung phänomenal.

Man kann Ed Sheeran mögen oder nicht, aber würde ich meiner Frau noch einmal einen Antrag machen, wäre er genau in diesem Stil. Auch wenn ich sie oft wegen ihres Nippes‘ necke, mit dem sie Hof und Garten jahreszeitgemäß dekoriert, muss ich mir selbst eingestehen, dass ich in der einen oder anderen Sache kitschig bin, gerade wenn es Herzensdinge betrifft.

Seit 1994 kreisen wir umeinander. Seit 1999 dauerhaft. Seit 2003 im besiegelten Bund. Als ich meiner Frau den Heiratsantrag gemacht habe, war dieser genau durchgeplant. Da wir auf dem Berliner Weihnachtsmarkt zusammenkamen – Nieselregen, Glühwein, ihr Duft, Pheromone, dies, das – wollte ich auf eben jenem zum dritten Jahrestag um ihre Hand anhalten. Ich hatte einen Korb mit Sekt und Gläsern in ein wundervolles Cocktailkleid gewickelt und wollte die Frage der Fragen in einer Riesenradgondel stellen. Nur leider bekamen wir zwei mal hintereinander weitere Fahrgäste mit zugeteilt. Das machte mich recht verstimmt und ich brummelte den Rest des Abends vor mich hin, während meine Frau – der Gründe unwissend – versuchte, mich aufzumuntern. Letztendlich machte ich ihr an diesem Abend den Antrag auf einer Bank vor unserer Dorfkirche. Nicht so wie geplant und dennoch offensichtlich erfolgreich. Und ich brauchte keine Kamera, um den Moment einzufangen, als sie mir das Ja-Wort gab. Ich erinnere mich noch heute daran, wie sie aussah, wie sie strahlte, wie sie roch.

Dieses Abweichen vom Plan zieht sich durch unser ganzes Leben. Es verlief schlicht nie etwas, wie geplant, weil sich das Leben nun mal nicht planen lässt. Wir haben viele wundervolle Dinge erlebt und viele Tiefschläge bekämpft und überwunden. Das hat uns stärker gemacht und das Band zwischen uns gefestigt. Den Schritt, nach Schweden auszuwandern, haben wir gemeinsam gewagt und auch das schweißt uns seitdem noch enger zusammen. Unser Leben besitzt so viele Bilder, Geschichten und Emotionen, die uns zu dem machen, was und wer wir sind; wie wir fühlen, wie wir denken, wie wir lieben.

Würde ich ihr heute noch einmal einen Antrag machen, wäre es in Form eines solchen Videos mit Szenen unseres Lebens. Und ja, ich bereue nicht eine einzige davon. Ich liebe sie, sie ist mein Licht. So kitschig das auch klingt. 

Und ich brauche keine Kamera, um die Momente des Lebens mit ihr einzufangen.

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