Auf Twitter schreibt RTL Journalistende Sophia Maier, dass sie entsetzt über die aktuelle Debattenkultur im Lande sei, wenn man nicht einmal mehr die Zwischentöne der aktuellen Weltgeschehnisse betrachten könne und gleich in Schlagwortkategorien eingeteilt würde.
https://twitter.com/_sophiamaier/status/1719485402006929426
Ich kann die Gefühle und Gedanken von Sophie Maier verstehen und unterschreibe einen Großteil. Die Diskursfähigkeit in diesem Lande ist quasi pulverisiert. Schwarz oder weiß – in heutigen Diskussionen hat man Farbe zu bekennen, welche auch nicht vermischt werden darf. Um Himmels Willen kein grau!
Allerdings teile ich nicht, dass die Deutschen noch in einer der besten Demokratien der Welt leben. Es ist die letzten Jahrzehnte gelungen, die einst halbwegs geeinte Gesellschaft in immer kleinere Scheiben zu teilen; links gegen rechts, Arbeitnehmer gegen Hartz IV, die Schonlängerhierlebenden gegen die Ankommenden, die Coronajünger gegen die Covidioten, die Befürworter des Nannystaats gegen den braunen Wurmfortsatz der Gesellschaft, für „uns“ oder „gegen uns“.
Es wurde Recht und Gesetz in den letzten Jahrzehnten gebeugt, umgangen und gebrochen, ohne dass es je wirkliche Konsequenzen für die Verursacher hatte. Man schmeißt einen Posten hin und fällt trotzdem sanft und weich, im besten Fall nach oben, wie bspw. die Personalien Ursula von der Leyen und Olaf Scholz zweifelsfrei beweisen.
Und so leid es mir tut, es sollte nicht vergessen werden, dass das nicht die Schuld der Politikenden allein ist – nein, auch die Medien inklusive der Journallie haben einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Spaltung. Dort, wo unaufgeregte, objektive, journalistische Standards beherzigende Arbeit nötig gewesen wären, polemisierte man Reichweite heischend und peitschte die Menge auf.
„Jeden Tag ’ne neue Sau,
wenn’s eig’ne Leben trist und grau.“
Man spielte das Zentralorgan für jene, die das ach so hoch geschätzte Grundgesetz seit Jahren mit den Füßen treten und je nach Wetterlage zu ihrem Vorteil auslegten. Man trommelte für die gute™ Sache, ganz egal ob es um Grundrechtseinschränkungen, Diffamierung oder Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen ging.
„Wie können wir wieder ein wenig zusammen finden?“
Nun ja, eine ehrliche Bestandsaufnahme wäre von Vorteil. Ein Aufarbeiten der eigenen Fehler und den daraus zu ziehenden Konsequenzen. Investigativer Journalismus, der inzwischen nahezu komplett von alternativen Medien übernommen wurde, muss wieder von jenen kommen, die die großen Reichweiten haben und sich per Kärtchen Journalisten schimpfen dürfen. Jede Verfehlung der Politikenden muss öffentlich beleuchtet und von Rechtssachverständigen bewertet, die Ergebnisse neutral und offen ins Volk getragen werden.
Wenn Euch das gelingt und Ihr mit Euren Worten und Taten das Volk wieder eint und aufzeigt, dass all diese Probleme nicht wegen horizontaler Unstimmigkeiten entstanden, sondern die vertikalen Verstrickungen die sind, die einer genauesten Beobachtung unterliegen sollten, dann und auch nur dann sehe ich eine Chance, dass die aktuellen Gräben überwunden werden können und man sich auf einer halbwegs emotionsfreien Ebene wieder in die Augen schauen kann.
Es gibt viel zu tun, packt es an.
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