Strack-Zimmermann bekommt Menschlichkeitsorden – und die Kanonen donnern Beifall

Manchmal wird die Farce zur Wahrheit, einfach weil keiner mehr lacht. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Deutschlands lauteste Flüstertüte für Aufrüstung und Konfrontation, erhält den Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit.
Der Name des polnischen Arztes, der freiwillig mit jüdischen Waisenkindern ins Gas ging, wird also nun in einem Atemzug mit jener Politikerin genannt, die sich kein Mikrofon entgehen lässt, wenn irgendwo ein neuer Panzer gen Osten rollt.
Strack-Zimmermann, mit der Schlagfertigkeit eines Bajonetts und der rhetorischen Feinfühligkeit einer Stahlkette, hat sich in den letzten Jahren als Grande Dame des deutschen Bellizismus etabliert. Keine Talkshow, kein Bundestagsdebattenrest, wo sie nicht vehement für Waffenlieferungen, „Härte gegenüber Russland“ und das gute alte „Zeichen setzen“ eintritt – vorzugsweise mit Leopard 2.
Doch während sich die Realität an der Front in Schützengräben wälzt und ihre Kälte in amputierten Gliedmaßen zeigt, hält Frau Strack-Zimmermann tapfer die Fahne der moralischen Überlegenheit hoch. Denn wer gegen Russland ist, der kann nicht Unrecht haben. Punkt. Dass sie dabei westliche Propagandalegenden von der Stange serviert wie ein Currywurstverkäufer beim Truppenübungsplatz, scheint weder sie noch ihre Ordenverleiher zu stören.
Dass dieser Preis ausgerechnet den Namen Janusz Korczaks trägt, ist ein Hohn in goldenem Rahmen. Korczak, der Humanist, der Pazifist, der Kinderfreund. Ihn in die Nähe einer Figur zu rücken, die militärisches Durchgreifen zur Tugend verklärt und diplomatische Zurückhaltung für Schwäche hält, ist ungefähr so geschmackvoll wie die Idee, Himbeereis mit Senf zu garnieren.
Doch genau das passt ins Bild einer Zeit, in der die Letzten ihrer Zunft sich noch einmal mit Orden schmücken dürfen, bevor die Fassade endgültig abblättert. Wenn Diktaturen zu Ende gehen – ob in Peking, Moskau oder Berlin –, kommen sie meist nicht mit einem großen Knall, sondern mit einer feierlichen Zeremonie. Es wird dekoriert, geehrt, gelobt – bis das Regime wie ein blecherner Zinnsoldat in sich zusammenfällt.
Strack-Zimmermanns Auszeichnung ist kein Zeichen für Humanität. Sie ist ein Denkmal für die Verwechslung von Menschlichkeit mit Militanz, von Haltung mit Härte und von Gewissen mit Geltungsdrang. Ein Blechorden, glänzend wie frisch aus dem Karneval – und ebenso ernst zu nehmen.
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